Raus ins Grüne​

Wenn ich meine Gesprächspartner für diesen Blog frage – sowohl die Rückkehrer als auch die Neuhergezogenen –, was sie besonders am Sauerland lieben, dann ist die Antwort oft dieselbe: Die Natur. Kein Wunder, denn davon hat das Sauerland eine Menge zu bieten und sie ist auch der Grund, wieso die Sauerländer so oft sagen: Wir leben dort, wo andere Urlaub machen. Einer von diesen Menschen, den die Natur ins Sauerland gezogen hat, ist Marcel. Der 27-Jährige kommt gebürtig aus Schwerte – einer nicht ganz so großen Stadt zwischen Dortmund und dem Sauerland. Nicht richtig städtisch, aber ländlich nun auch eher nicht. Nach der Schule näherte er sich dem Sauerland jedoch immer weiter an, als würde er langsam von der Natur aufgesogen: Erst Hamm, dann Soest, direkt an der Grenze zum Sauerland. In Soest merkte er, dass ihm das Leben nah an der Natur deutlich mehr gefiel, als der Trubel in der Großstadt.

Nach dem Fachabi im Sozial- und Gesundheitswesen in Unna und dem Studium der Ökotrophologie hatte Marcel noch einmal die Branche gewechselt und eine Ausbildung als Fachkraft im Fahrbetrieb gemacht, die ihn schließlich das erste Mal das Sauerland kennenlernen ließ. Langfristig sieht er seine Expertise zwar eher im Büro, im Moment ist er aber noch im Fahrdienst tätig und kennt daher inzwischen jeden Winkel im Sauerland.
Dass er das Sauerland mit seiner Natur so sehr schätzt, dass er sich entschied, hierher zu ziehen, das liegt vor allem daran, dass er gerne Outdoor-Aktivitäten nachgeht. Fürs Wandern ist er inzwischen voll ausgestattet, denn die vielen tollen Wanderwege in der Region müssen ja anständig erkundet werden. Und dann hat ihm seine Oma noch ein e-Mountainbike geschenkt. Inzwischen ist es für ihn ein Hobby geworden, damit auf Touren zu gehen, immer noch einen draufzusetzen und Neues zu entdecken. Da ist das Sauerland mit seinen 1000 Hügeln und Bergen, abwechslungsreichen Wäldern, Seen, Bächen und Flüssen natürlich der perfekte Ort. Extra angelegte Mountainbike-Trails sorgen für noch mehr Herausforderungen. Und dafür muss er nun einfach aus der Haustür raus, sich aufs Bike schwingen und los geht’s.

Das ist für ihn ein Gefühl von Freiheit – und das würde er eigentlich auch gerne teilen. Aber als Neubürger im Sauerland Anschluss zu finden, ist gar nicht mal so leicht, vor allem dann, wenn man ein eher introvertierter Mensch ist und Schützenfest nicht ganz oben auf der Favoritenliste steht. Schnell musste er feststellen, dass der Sauerländer dazu neigt, gerne unter sich zu bleiben. Als Neuer wird man da eher skeptisch beäugt. Deswegen versuchte Marcel es über die Sozialen Medien, fragte in Gruppen nach, ob jemand Lust hätte, mit ihm auf Mountainbike-Tour zu gehen. Leider blieb auch da der Erfolg aus. Dass es nicht leicht ist, alleine und als Neu-Sauerländer Anschluss zu finden, dass hatte man ihm aber schon vorher gesagt und so war er nicht allzu überrascht – und er gibt nicht auf, denn er fühlt sich wohl im Sauerland.

Er würde sich wünschen, dass die Menschen hier etwas offener werden, aus ihren manchmal noch altmodischen Strukturen ausbrechen und mehr Raum für Diversität freigeben würden. Denn es gäbe sicher viele junge Menschen wie Marcel, die sich eher dem Landleben als der Großstadt verbunden fühlen, die lieber in den Sauerländer Wäldern als im Großstadtdschungel unterwegs sind. Die sich aber nicht trauen, den Schritt zu gehen, weil das Sauerland in manchen Teilen, zumindest wenn man von außen draufschaut, noch hinterherhängt und vielerorts nicht erkannt wird, welchen Wert es hätte, Neues und Neue zuzulassen. Ein wenig mehr Offenheit, ein wenig mehr Toleranz und das Sauerland könnte jünger und bunter werden – und damit attraktiver für so viele andere Menschen.