Der rote Faden

Jonas ist kein gebürtiger Sauerländer, er ist im Münsterland, genauer in der Kleinstadt Ahlen, großgeworden. Doch viele seiner Erinnerungen aus seiner Kindheit und Jugend sind eng mit dem Sauerland verbunden: Besuche bei den Großeltern, Ski- oder Rodeltage in Winterberg, Klassenfahrten, regelmäßige Ferienlager in der Schützenhalle Siedlinghausen, Ausflüge ins Besucherbergwerk Ramsbeck, Orchesterfahrten an den Sorpesee oder einfach auf Durchreise mit dem RE über Warburg gen KS-Wilhelmshöhe – die Liste ist lang. Wie ein roter Faden zieht sich das Sauerland durch sein Leben.

Vor wenigen Wochen ist er nun nach Meschede gezogen. Der Grund: Die Zusage zum Medizin-Stipendium des HSK. Bewerben kann man sich dafür, wenn man die ersten vier Semester hinter sich gebracht und das erste Staatsexamen in der Tasche hat. Wird man angenommen, bekommt man monatlich vom Hochsauerlandkreis eine nette Finanzspritze. Die Voraussetzung: Als Gegenleistung muss der Stipendiat im Versorgungsgebiet des Hochsauerlandes für den Zeitraum der Förderung tätig werden – wann, das ist ihm selbst überlassen. Viele andere Stipendien richten sich häufig an Landärzte – dass Jonas‘ Interesse in diese Richtung geht, ist hier aber eher ein Zufall. Vorgaben gibt der Hochsauerlandkreis hier nämlich nicht. Es gibt Stipendien, die die Daumenschrauben deutlich enger anlegen, weiß Jonas. Für ihn war es eine Chance, selbstständig und freier zu sein und nicht auf Unterstützung aus dem Elternhaus angewiesen zu sein. Denn das Studium mit all seinen praktischen Anteilen, lässt kaum zu, nebenher noch Geld zu verdienen. Und so eröffnet das Stipendium die Möglichkeit, sich voll und ganz auf das Studium zu konzentrieren, was Jonas sehr zu schätzen weiß.

Der Grundstein für seine Leidenschaft für die Medizin wurde schon früh gelegt. Sein Vater ist Augenarzt und schon sein erstes Betriebspraktikum in der Schule führte Jonas ins Krankenhaus. Es ist die Arbeit mit den Menschen, die ihm Spaß macht, jeden Tag neu herausgefordert zu werden, zu recherchieren, sich auszutauschen und am Ende eine Diagnose stellen zu können und einem Patienten zu helfen. Zum Studium zog es ihn in südlichere Gefilde, ins fränkische Erlangen. Eineinhalb Jahre hat er inzwischen schon in einer Hausarztpraxis gearbeitet. Jetzt, im Sauerland, macht er seine Facharztweiterbildung im Krankenhaus in der Inneren Medizin. Dort ist er gut aufgenommen worden. Die Kolleginnen und Kollegen sind nett, man tauscht sich aus und er lernt viel dazu.

Auf lange Sicht kann er sich vorstellen, sich irgendwann als Hausarzt niederzulassen – vielleicht sogar im Sauerland. Denn gerade in ländlicheren Regionen ist das Hausarzt-Dasein ein ganz anderes. Während es in der Stadt oft nur darum geht, eine Überweisung zum Facharzt zu bekommen, ist der Hausarzt auf dem Land oft eine Vertrauensperson. Man kennt sich – wie das eben so ist im Sauerland.

Jonas hat die Erfahrung gemacht, dass er überall sehr herzlich aufgenommen wird – auf der Arbeit, in der Nachbarschaft und auch im Kreis der Stipendiaten des HSK. Beste Voraussetzungen, dass das Sauerland irgendwann seine Heimat werden könnte. Ein paar Lieblingsplätze hat er schließlich auch schon gefunden: die Eisdiele auf dem Rückweg von der Arbeit, das Mescheder Kino, die ruhigen und gemütlichen Plätze an der Ruhr oder die Natur um Meschede. Sicherlich werden in seiner Zeit während seiner Facharztausbildung noch ein paar mehr dazukommen.

Vielleicht zieht es Jonas nach seiner Facharztausbildung erst noch ein wenig raus in die große, weite Welt – Erfahrungen sammeln, lernen, um dann zurückzukehren und den roten Sauerland-Faden weiterzuspinnen.